Feuerwehr Ochtrup stellt auf neue Schutzausrüstung um...
Sie gehören zum festen Inventar eines jeden Kinderzimmers: Das Bilderbuch, welches den Kleinsten unter uns die Welt der Feuerwehr näherbringt. In nahezu jedem dieser Bücher und Erzählungen wird der Feuerwehrmann oder die Feuerwehrfrau stets in schwarzer bzw. dunkelblauer Schutzkleidung mit auffälligen gelben Reflektorstreifen dargestellt. Dieses klassische Erscheinungsbild hat sich tief in das kollektive Bild des Brandbekämpfers eingeprägt. Doch seit einigen Jahren vollzieht sich in den deutschen Feuerwehren ein merklicher Wandel: Immer mehr Wehren setzen auf die sogenannte „sandfarbene“ Persönliche Schutzausrüstung (PSA). Der Grund dafür beruht nicht auf einen neuen modischen Trend in der Welt der Feuerwehr, sondern auf ein dringendes Bedürfnis nach verbesserter Einsatzstellenhygiene und dem damit verbundenen Schutz vor gefährlichen gesundheitlichen Risiken für die Einsatzkräfte – dem sogenannten „Feuerwehr-Krebs“.
Auch die Feuerwehr Ochtrup setzt künftig auf den sandfarbenen Look ihrer Persönlichen Schutzausrüstung und wird in einem schrittweisen Prozess über die kommenden Jahre hinweg die komplette Schutzausrüstung für ihre Einsatzkräfte umstellen. Doch was verbirgt sich eigentlich hinter dem Begriff „Feuerwehr-Krebs“? Welche Vorteile bringt die neue PSA mit sich? Und welche präventiven Maßnahmen ergreift die Feuerwehr Ochtrup im Einsatzdienst? Dieser Artikel geht diesen Fragen auf den Grund und zeigt auf, wie sich die Einsatzkräfte der Töpferstadt bestmöglich schützen.
„Krebs ist mit Abstand die häufigste Todesursache von Feuerwehrleuten.“ – so lautete das Ergebnis einer im Jahr 2018 veröffentlichten Studie kanadischer Forscher. Sie fanden heraus, dass bestimmte Krebsarten bei Einsatzkräften signifikant häufiger auftreten als bei der Normalbevölkerung. Ähnliche Studien belegten diese Aussagen. Doch warum ist das so? Die Ursache liegt in den giftigen und krebserregenden Gasen sowie Stoffen, die im Brandrauch enthalten sind und denen die Einsatzkräfte bei Brandeinsätzen ausgesetzt sind.
Bei Einsätzen der Feuerwehr, wie beispielsweise Bränden, kommt es nahezu unabhängig von den am Brand beteiligten Materialien zu einer Bildung einer Vielzahl von Gefahrstoffen. Hierbei ist in der Regel mit der Freisetzung giftiger Stoffe wie Kohlenstoffmonoxid, Blausäure, Styrol oder Salzsäure sowie krebserregender Substanzen wie Benzol, verschiedenen Kohlenwasserstoffen oder Asbestfasern zu rechnen. Diese gefährlichen Stoffe lagern sich auf der Ausrüstung und der Schutzausrüstung der Einsatzkräfte ab. Um zu vermeiden, dass diese gefährlichen Stoffe über die Haut, die Atemwege oder den Magen-Darm-Trakt in den Körper gelangen, setzt die Feuerwehr auf moderne Schutzkleidung, Atemschutzgeräte und ein durchdachtes Hygienekonzept.
Bereits an der Einsatzstelle führen die in der Brandbekämpfung eingesetzten Kräfte eine sogenannte Grobreinigung durch. Jedes Löschfahrzeug der Feuerwehr Ochtrup ist mit einer „Hygienebox“ ausgestattet, die Schutzhandschuhe, FFP3-Masken, luftdichte Tüten, Desinfektionstücher und Trainingsanzüge enthält. Nach einem festgelegten Entkleidungsschema legen die Einsatzkräfte ihre kontaminierte Schutzkleidung samt Atemschutzgerät ab, ohne Gefahr zu laufen, Schadstoffe aufzunehmen oder zu verschleppen. Die betroffenen Ausrüstungsgegenstände werden dann luftdicht verpackt und zum Gerätehaus Ochtrup gebracht. Dort haben die Einsatzkräfte dann auch die Möglichkeit, sich nach dem Einsatz duschen zu können.
Seit über einem Jahr verfügen die Ochtruper Brandschützer im neugebauten Feuerwehrgerätehaus an der Prof.-Gärtner-Straße über spezielle Werkstätten, in denen verschmutzte Einsatzkleidung und Atemschutzgeräte gründlich gereinigt und geprüft werden können. Dadurch steht die Ausrüstung schnell wieder zur Verfügung, was wesentlich zur Aufrechterhaltung der Einsatzbereitschaft der Ochtruper Feuerwehr beiträgt.
Wie geht's nach dem Einsatz weiter? Hygiene-Konzept der Feuerwehr einfach erklärt...
Die Stadt Ochtrup trägt als Trägerin der Feuerwehr die Verantwortung für die Sicherheit und Gesundheit der Einsatzkräfte, einschließlich des Schutzes vor Langzeitfolgen wie beispielsweise Feuerwehr-Krebs. Viele Maßnahmen zur Förderung dieses Schutzes wurden bereits im Rahmen des Neubaus des Gerätehauses umgesetzt. Mit der nun bevorstehenden Umstellung auf die sandfarbene Persönliche Schutzausrüstung (PSA) wird ein weiterer bedeutender Schritt in Richtung erhöhter Sicherheit für die Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr gemacht.
Die neu eingeführte sandfarbene PSA bietet durch ihr feuerhemmendes Material nicht nur Schutz vor Hitzestrahlung und Flammen, sondern erleichtert auch die Erkennung von Verschmutzungen und dem damit verbundenen Reinigungsbedarf. Zudem ermöglicht sie eine zuverlässigere Erfolgskontrolle der Reinigung und trägt zu einer besseren Sichtbarkeit der Einsatzkräfte, sowohl an der Einsatzstelle als auch im Straßenverkehr, bei.
Die Feuerwehr Ochtrup hat sich nun für einen schrittweisen Austausch der Schutzausrüstung entschieden.
Zunächst werden die noch vorhandenen Altbestände aus der Kleiderkammer verteilt. Kameradinnen und Kameraden, deren Schutzausrüstung irreparabel beschädigt ist, die neu eingekleidet werden müssen oder deren Schutzkleidung das Ende der Mindestlaufzeit erreicht hat, erhalten die neue PSA. In einem Zeitraum von 5 bis 10 Jahren soll die vollständige Umstellung abgeschlossen sein. Bis dahin wird sich die Bevölkerung an ein gemischtes Bild ihrer Feuerwehr gewöhnen müssen – doch der Schutz und die Sicherheit der Einsatzkräfte stehen dabei stets an erster Stelle.