Land NRW übergibt erste Zugfahrzeuge für die Einheiten des Stromzuges NRW des Regierungsbezirks Münster...
Wie es sich anfühlt Tage oder sogar Wochen ohne Strom auszukommen, das wissen die meisten Ochtruper nur allzu gut. Vor knapp 15 Jahren – im November 2005 – war Ochtrup die am stärksten vom Schneechaos betroffene Stadt im Münsterland. Auf einen damals sehr milden Winteranfang folgte ein abrupt lang anhaltender Schneefall mit Werten um die 50cm und eisigen Winden um den Gefrierpunkt. Schnell bildeten sich zentimeterdicke Eismäntel um die Versorgungsleitungen der Strommasten. Innerhalb von wenigen Stunden baute sich somit eine enorme Last auf, welche von den veralteten Hochspannungsmasten nicht mehr getragen werden konnten. Über 80 von ihnen knickten wie Streichhölzer in sich zusammen und lösten somit die größte Energiekrise in der Geschichte der Bundesrepublik aus. Der 25. November 2005 – er war womöglich der Beginn des längste und intensivste Einsatzes in der knapp 140-jährigen Geschichte der Freiwilligen Feuerwehr Ochtrup. Mit sechs Tagen war Ochtrup die am längsten vom Stromausfall betroffene Stadt. Damals wurden Kräfte aus dem ganzen Bundesgebiet in das Münsterland geordert. Eine nahezu unbeschreibliche Zahl an Einsatzkräften von Feuerwehr, THW, den verschiedensten Hilfsorganisationen, aber auch der Bundeswehr machten sich auf den Weg in die nord-westliche Spitze von NRW. Vor allem große Notstromaggregate und logistische Komponenten waren besonders gefragt, um die kritischen Infrastrukturen, aber auch die Vielzahl an landwirtschaftlichen Betrieben am laufen zu halten. Jedoch war dies nur Dank eines enormen Kräfteeinsatzes aller Beteiligten Organisationen/Behörden/Institutionen möglich.
Um auf derartige Ereignisse (Bsp. „Schneechaos“, „BlackOut“, …) zukünftig gut vorbereitet zu sein, ist das NRW-Innenministerium, welches in unserem Land für den Katastrophenschutz zuständig ist, derzeit mit den Aufbau des „Stromzug NRW“ beschäftigt. Nach dem Ende des Kalten Krieges wurde der Katastrophenschutz in Deutschland immer weiter abgebaut. Doch in Zeiten des Klimawandels und der wachsenden Gefahr durch den Terrorismus erkannte man in NRW, wie wichtig doch derartige Strukturen für die Sicherheit und Versorgung der Bevölkerung im Krisen- und Katastrophenfall sind. So investierte das Land in den letzten Jahren zunehemend in die Anschaffung von Einsatzfahrzeugen für den Katastrophenschutz, welche NRW-weit verteilt und den verschiedenen Einheiten von Feuerwehr und Hilfsorganisationen zur Verfügung gestellt werden.
Neben der Mettingen wird auch Ochtrup neuer Standort für die Stationierung eines „Feuerwehr-Anhänger Notstrom“ im Kreis Steinfurt.
Am vergangenen Samstag (27.06.2020) machte sich eine Gruppe an Einsatzkräften auf den Weg zum Nutzfahrzeughersteller Freytag Karosseriebau GmbH und Co. KG in Elze kurz vor Hannover. Dort konnten sie einen von 25 Gerätewagen-Logistik (GW-L 2) auf Scania-Fahrgestell in Empfang nehmen. Dieser soll als Zugfahrzeug für den Feuerwehr-Anhänger fungieren und zudem eine Vielzahl an weiteren Ausrüstungsgegenständen für den Betrieb der Netzersatzanlage (250 kVA) transportieren. Zu seiner Beladung zählen zukünftig insgesamt 12 Rollcontainer, welche mehrere Leitungsroller, Beleuchtungsgeräte, Stative, Geräte zur Wärmeerzeugung und vieles mehr enthalten werden. In den nächsten Tagen und Wochen wird das Fahrzeug auf seinen Dienst vorbereitet. Am 6. August – so der Plan – soll dann auch der Feuerwehr-Anhänger-Notstrom ausgeliefert werden, sodass die Komponente komplett ist. Dann kann auch die Einweisung der eigens hierfür errichteten „Gruppe-Notstrom“ auf die neue Netzersatzanlage starten. Sie setzt sich aus 23 Kameradinnen und Kameraden aller 4 Löschzüge der Ochtrup Wehr zusammen, welche allesamt einen Beruf im Elektrohandwerk (Elektrofachkräfte, -Meister, -Techniker, -Ingenieure) ausüben.