Jeder kann ein Lebensretter sein...
Aus Anlass der „Woche der Wiederbelebung“ ab dem 20. September machen Notärzte darauf aufmerksam, dass Menschen jeden Alters einen Herzstillstand erleiden können und die Herzdruckmassage dann lebensrettend sein kann: „Wir können beim Herz-Kreislauf-Stillstand keine Altersgruppe ausschließen“, sagt Professor Dr. Jan-Thorsten Gräsner, Sprecher des „Deutschen Reanimationsregisters“. Es könne jeden treffen: Vom Neugeborenen über einen Schüler bis hin zu jungen, sportlich aktiven Menschen und natürlich auch Senioren.
Der dänische Fußball-Nationalspieler Christian Eriksen hatte beim Auftaktspiel zur Fußball-Europameisterschaft Anfang Juni im Alter von nur 29 Jahren einen Herzstillstand erlitten. Weil Betreuer den Kreislaufstillstand erkannten und sofort mit der Herzdruckmassage begannen, konnte Eriksens Leben gerettet werden.
Herzdruckmassage erlernen und trainieren
Auch in diesem Jahr rufen der „Berufsverband Deutscher Anästhesisten“ (BDA) und die „Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin“ (DGAI) zur „Woche der Wiederbelebung“ auf. Die beiden Organisationen vertreten tausende Notärztinnen und Notärzte, die gleichzeitig auch Anästhesisten und Intensivmediziner sind. Vom 20. bis zum 26. September werden bundesweit verstärkt Möglichkeiten angeboten, die Herzdruckmassage zu erlernen oder die Technik noch einmal zu üben. Schulen, Krankenhäuser, Feuerwehren und viele andere Institutionen beteiligen sich an der Aktion, die auch in diesem Jahr wieder unter der Schirmherrschaft von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn steht.
Spahn: „In der Woche der Wiederbelebung Hemmschwellen abbauen“
„Wir haben jetzt viel über Infektionsschutz gelernt. Aber das Wissen über Wiederbelebung, was mache ich im Ernstfall, ist immer noch wenig verbreitet“, sagt Spahn in einer Video-Grußbotschaft und ruft alle zum Helfen auf. Die „Woche der Wiederbelebung“ trage dazu bei, das Wissen zu verbreiten, Ängste und Hemmschwellen abzubauen und die Hilfsbereitschaft der Menschen zu steigern. Nach wie vor wenden nur rund 40 Prozent der Personen, die bei einem Notfallpatienten einen Herzstillstand beobachten, die Herzdruckmassage an.
In Deutschland erleiden pro Tag rund 300 Menschen auf der Straße, zu Hause, bei der Arbeit oder beim Sport einen Herzkreislaufstillstand: „Bleibt das Herz stehen, zählt jede Sekunden“, macht Professor Gräsner deutlich. Denn das menschliche Gehirn kann höchstens fünf Minuten ohne bleibenden Schaden ohne Sauerstoff überleben. Mit jeder Minute ohne Herzdruckmassage steigt das Risiko für eine Behinderung oder das Versterben.
Auch während Pandemie: „Prüfen, rufen, drücken“ …
Auch während der Corona-Pandemie empfehlen die Experten bei einem Kreislaufstillstand die drei Schritte „prüfen“, „rufen“, „drücken“. Schritt eins: Den Menschen am Boden ansprechen und kurz prüfen, ob er noch atmet. Dann im zweiten Schritt andere Personen auf den Notfall aufmerksam machen und über den Notruf 112 den Rettungsdienst rufen oder einen anderen Beobachter bitten, dies zu tun. Und schließlich Schritt drei: „Drücken“: Den Oberkörper des Patienten von Kleidung befreien, die Handballen aufeinander auf die Mitte des Brustkorbs setzen und das Brustbein etwa fünf Zentimeter Richtung Boden drücken. Mit Songs wie „Atemlos“ oder „Stayin‘ Alive“ im Ohr findet der Helfer den richtigen Takt. Zum Schutz vor einer Corona-Infektion sollte man selbst möglichst eine Maske tragen, sich nicht über das Gesicht des Patienten beugen und während der Herzdruckmassage das Hemd oder den Pullover des Betroffenen vor dessen Mund und Nase ziehen.
Die „Woche der Wiederbelebung“ wird seit 2013 alljährlich im Spätsommer ausgerufen. Sie ist Teil der Kampagne „Ein Leben retten“ von BDA und DGAI. Ziel dieser Aktion ist es, die Quote der Laienhelfer bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand allmählich zu steigern, zum Beispiel auch durch die Ausbildung von Schülern.