Ausbau der rettungsdienstlichen Versorgung zum Jahreswechsel…

Kreis Steinfurt stationiert einen zweiten Rettungswagen im Tagesdienst...

Kaum ein anderer medizinischer Berufszweig hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten derart stark gewandelt und einen wahren Paradigmenwechsel erfahren wie die Notfallrettung. Der Wandel des Rettungsdienstes – vom früheren „Krankenwagenfahrer“ zum heute medizinisch umfassend ausgebildeten Rettungsfachpersonal – hat auch die Töpferstadt in der Vergangenheit hautnah miterleben dürfen.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges übertrug die britische Besatzungsmacht die Durchführung der Krankenbeförderung und der Notfallrettung in NRW zunächst an die Kommunen – so auch in Ochtrup. Im Jahre 1949 nahm die Stadt Ochtrup durch Anschaffung eines eigenen Krankenwagens die Unfallrettung und den Krankentransport wieder auf. Was vielleicht schon viele nicht mehr wissen – die Firma Gebrüder Laurenz betrieben schon einige Jahre zuvor einen werkseigenen Krankenwagen, welcher auf Anfrage auch ins Stadtgebiet ausrückte. Stationiert wurde der erste städtische Krankenwagen in einer Holzbaracke, welche sich auf dem Gelände der ehemaligen Pestalozzischule befand und nur durch einen städtischen Angestellten nahezu rund um die Uhr besetzt wurde.

Rettungdienst Früher
Rettungdienst Heute

Nachdem die Stadt Ochtrup 1955 den Standort des Krankenwagens in die Räumlichkeiten des heutigen Feuerwehrgerätehauses am Westwall verlagerte, entschieden sich der Kreis Steinfurt und die Stadt Ochtrup 1972, aufgrund rapide steigender Einsatzzahlen dazu, eine Station zu errichten, die neben der Ochtruper Bevölkerung auch die Menschen in Metelen und Wettringen versorgen sollte. Es folgte ein Anbau an das Feuerwehrgerätehaus, welches fortan die Fahrzeuge und Mitarbeiter der Ochtruper Rettungswache beherbergen sollte. Gestartet mit einem städtischen Angestellten wuchs der Rettungsdienst in der Töpferstadt bis 1980 auf knapp 10 Bedienstete an. Stationiert war zu diesem Zeitpunkt am Westwall je ein Rettungstransportwagen (RTW), ein Krankentransportwagen (KTW), ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF), sowie ein PKW für einfache Transporte wie beispielsweise Dialyse- oder Bestrahlungsfahrten.

Heute setzt sich das Personal der Lehrrettungswache Ochtrup aus 22 Notfallsanitäter/innen und Rettungssanitäter/innen, sowie 4 Auszubildenden zusammen. Was sich in den ganzen Jahren jedoch nicht verändert hat ist ihr Einsatzgebiet. Auch heute noch ist die Ochtruper Wache primär für die rettungsdienstliche Versorgung der Stadtteile Ochtrup, Langenhorst und Welbergen, sowie für die angrenzenden Gemeinden Metelen und Wettringen zuständig. Somit stellen sie die Notfallversorgung von ca. 35.000 Einwohner sicher und rücken darüber hinaus  im Rahmen der überörtlichen Hilfe auch zu Einsätzen in den Nachbarstädte Burgsteinfurt, Gronau und Bad-Bentheim aus.

Der Kreis Steinfurt, welcher als Träger des Rettungsdienstes die Unterhaltung der Rettungswachen an die Städte und Gemeinden bzw. an die jeweiligen Hilfsorganisation abgegeben hat, ist für eine bedarfsorientierte und flächendeckende rettungsdienstliche Versorgung im gesamten Kreisgebiet zuständig. Zur Beurteilung des rettungsdienstlichen Bedarfs ist dieser dazu verpflichtet in regelmäßigen Abständen einen sogenannten Rettungsdienstbedarfsplan anfertigen zu lassen. Die Ergebnisse des jüngsten Gutachten sehen für den Standort der Rettungswache Ochtrup die Stationierung eines weiteren RTW zunächst im Tagesdienst vor. Aktuell befindet sich an der Rettungswache Ochtrup ein RTW im 24 Stunden-Dienst, sowie ein NEF und ein KTW im Tagesdienst.

Ursächlich für den Entschluss sind zum einen die stark steigenden Einsatzzahlen der vergangenen Jahr, aber zum anderen auch die Schließung des örtlichen Pius-Hospitals Ende 2019. „Mit dem Wegfall des Ochtruper Krankenhauses haben wir eine wichtige Anlaufstelle verloren“, so der Leiter der Rettungswache Roman Beunink. Auch wenn es sich bei dem ehemaligen Pius-Hospital „nur“ um eine internistische Fachklink gehandelt hat, war sie ein häufiges Transportziel des Rettungsdienstes bei Patienten mit internistischen Erkrankungen. „Für die Abarbeitung eines Einsatzes, egal ob es hierbei um eine Bagatelle oder eine lebensbedrohliche Verletzung oder Erkrankung handelt, benötigen wir nun mindestens 1,5 Stunden oder mehr“, so Beunink. Denn seit 2020 müssen die Ochtruper Notfallsanitäter/innen jeden ihrer Patienten in die Krankenhäuser nach Gronau, Rheine oder Borghorst transportieren – Patienten mit neurologischen Erkrankung müssen sogar in die Universitätsklinik Münster eingeliefert werden.

Kommt es in der Zeit, in der der Ochtruper Rettungswagen in einem Einsatz gebunden ist, zu einem weiteren medizinischen Notfall im Ochtruper Ausrückgebiet, sprechen Roman Beunink und seine Kollegen von sogenannten „Duplizitätsfällen“. Und genau diese Fälle sind es, welche in der Vergangenheit zahlenmäßig so stark zugenommen haben. „Kommt es zu einem Duplizitätsfall alarmiert die Leitstelle ein Rettungsmittel aus den benachbarten Städten Steinfurt, Gronau oder Bad-Bentheim“, so Beunink. Dieses Vorgehen stellt grundsätzlich kein Problem dar, sofern es nicht zur Regel wird. „Ein Rettungswagen aus einem benachbarten Wachbereich kann selbstverständlich nicht die Eintreffzeiten erbringen, als das für diesen Einsatzort eigentlich vorgesehene Rettungsmittel.“, stellt Roman Beunink klar. „Und darüber hinaus fehlt dieser im schlimmsten Fall dann an einer anderen Stelle.“

Damit die gestiegene Anzahl an Duplizitätsfällen zukünftig nicht mehr hauptsächlich von auswärtigen Rettungsmittel bedient werden müssen, stationiert der Kreis Steinfurt zum 01.01.2022 an der Rettungswache Ochtrup einen zweiten RTW, welcher zunächst nur tagsüber – d.h. im 12 Stunden-Dienst – besetzt sein wird. Inwiefern die Besetzzeiten des zweiten RTW mit dem geplanten Neubau der Rettungswache durch den Kreis Steinfurt im Stadtteil Langenhorst aufgrund einsatztaktischer Aspekte angepasst wird, muss dann im Einzelnen neu bewertet werden. „Der Erhalt eines zweiten Rettungswagen, auch wenn zunächst nur tagsüber, wird die rettungsdienstliche Versorgung im Ochtruper Rettungswachbereich jedoch jetzt schon um einiges verbessern“, freut sich Beunink.

Zusammen mit seinen Team waren sie in den letzten Tagen damit beschäftigt das neue erhaltende Fahrzeug für seine ersten Einsätze auf den Straßen der Töpferstadt und der Umgebung startklar zu machen, damit es pünktlich zum Jahreswechsel heißt „Florian Ochtrup RTW 2, einsatzbereit auf Wache“

Das Team der Rettungswache Ochtrup sucht Verstärkung. Die aktuelle Stellenausschreibung der Stadt Ochtrup findest Du unter hier... 🙂🚑🤙

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