Neue Technik für das Rendezvous-System im Rettungsdienst...
Seit Anfang der Woche ist es nun endlich im Einsatzdienst. Das neue Notarzteinsatzfahrzeug (kurz NEF) für die Rettungswache Ochtrup. Ausgeliefert wurde der speziell für den Einsatz im Rettungsdienst ausgebaute Mercedes Vito bereits kurz vor Weihnachten. Doch aufgrund der ein oder anderen ausstehenden Anpassung ließ die Indienststellung noch bis jetzt auf sich warten.
Im deutschen Rettungsdienst findet überwiegend das sogenannte Rendezvous-System seine Anwendung. Hierbei handelt es sich nicht, wie der Name vielleicht vermuteten lässt, um einen romantischen Hintergrund, sondern um eine spezielle Einsatztaktik, bei der zwei voneinander unabhängige Einheiten zum selben Einsatzort alarmiert werden, um vor Ort gemeinsam Hilfe zu leisten. Im Rettungsdienst bezeichnet das System, die getrennte Anfahrt eines Rettungswagens (RTW) und eines Notarztes mit einem sogenannten Notarztzubringer zum selben Notfallort. An der Einsatzstelle treffen beide Einheiten aufeinander und werden gemeinsam vor Ort tätig. Als Notarztzubringer dient in den meisten Fällen ein NEF oder ein Rettungstransporthubschrauber (RTH), welcher anders als ein NEF auch in der Lage ist, einen Patienten im Anschluss an die Erstversorgung zu transportieren.
Das Rendezvous-System im deutschen Rettungsdienst, welches bereits im Jahr 1964 erstmals umgesetzt wurde und seither bundesweite Anwendung findet, bringt viele Vorteile mit sich. Denn nicht immer ist bei einem medizinischen Notfall die Anwesenheit einer Notärztin oder eines Notarztes notwendig. Dies herauszufinden ist Aufgabe der Leitstellendisponenten, welche durch gezielte Fragen im Notrufgespräch die Art und Schwere des Notfalls feststellen. Ein Großteil der rettungsdienstlichen Einsätze werden durch die mit Notfallsanitäter/innen und Rettungssanitäter/innen besetzten Rettungswagen meist eigenständig abgearbeitet. Besonders seit der Einführung des Berufsbildes „Notfallsanitäter“ im Jahr 2014, welcher auf Basis einer dreijährigen Berufsausbildung seither eigenständig medikamentöse und invasive Behandlungsmethoden anwenden darf, sind die Zahlen für Notarzteinsätze signifikant zurückgegangen. Und auch die Einführung des sogenannten Tele-Notarztes im Kreis Steinfurt lässt eine deutliche Veränderung im rettungsdienstlichen Alltag vermuten.
Doch trotz der Vielzahl an Veränderungen im deutschen Rettungsdienst ist das Notarztsystem nicht wegzudenken. Von Reanimationen, über den Herzinfarkt bis hin zu schwersten oder gar lebensgefährlichen Verletzungen oder Unfällen – in solchen Fällen ist die Alarmierung beispielsweise eines NEF unabdingbar. Vor Ort arbeiten Notärzte und Notfallsanitäter dann Hand in Hand zusammen um die bestmögliche medizinische Versorgung zu ermöglichen. Stellt sich in diesem Rahmen heraus, dass die medizinische Situation des Patienten gar nicht so schwerwiegend ist wie zunächst angenommen oder der Patient soweit versorgt werden konnte, dass die Rettungswagenbesatzung den Transport ins Krankenhaus eigenständig antreten kann, kann die Besatzung des Notarztzubringers die Einsatzstelle wieder verlassen und steht für weitere Notfälle zur Verfügung.
Das neue NEF der Rettungswache Ochtrup, welches durch den Kreis Steinfurt als Träger des Rettungsdienstes angeschafft wurde, bringt nur wenige Veränderungen im Vergleich zu seinem Vorgängerfahrzeug mit sich. Optisch hat sich das Einsatzfahrzeug seinen beiden am Standort Ochtrup stationierten Rettungswagen, welche bereits im Oktober 2023 ausgeliefert worden sind, hinsichtlich des neuen Folierungs-Designs angepasst. Im Inneren des Fahrzeuges hat nun auch das vor kurzem im Kreis Steinfurt angeschaffte Thoraxkompressionssystem „LUCAS“ (Reanimationshilfe) seinen eigenen Platz gefunden. Die restlichen Beladungsgegenstände – über verschieden Notfallrucksäcke, einem Defibrillations- und Überwachungsmonitor bis hin zum Beatmungsgerät – sind gleichgeblieben. Sie entsprechen größtenteils der Ausrüstung wie sie ein Rettungswagen ebenfalls mitbringt, sorgt aber dafür, dass die Besatzung des NEF vor Eintreffen eines Rettungswagens an der Einsatzstelle handlungsfähig ist.